Ausbildungswochenende der Trinkwasserexperten des THW Zwickau

Langsam kämpfen sich die ersten Sonnenstrahlen über die Staumauer der Talsperre Eibenstock. Etwas entfernt tuckert leise ein riesiges 200 kVA Notstromaggregat. Müde kontrolliert Truppführer Robby Proschwitz die Anzeige der Trinkwasseraufbereitungsanlage des Technischen Hilfswerks (THW). Das Wasser läuft, die Parameter stimmen. Was sich im Dämmerlicht anfühlt wie ein Endzeitszenario ist eine Leistungsschau des THW in Sachsen und Thüringen. Einmal im Jahr üben die Helfer des Ortsverbandes Zwickau den Aufbau und Betrieb der eigenen Anlage in einem Einsatzszenario. Dieses Jahr haben sie sich Eibenstock ausgesucht. Hier wird über 24 Stunden Trinkwasser produziert, fast im Verborgenen. Das THW hat sich ein eigenes kleines Camp errichtet. Wasser, Strom, Essen, Duschen und Schlafen, all dass findet direkt an der Einsatzstelle statt. Anwohner hätten sicher wenig Verständnis für das Aggregat und die zwanzig 1000 Watt Scheinwerfer. Für die Helfer soll es Routine werden. Immerhin stellen sie im Ernstfall unser wichtigstes Lebensmittel sicher. Allein die Anlage besteht aus 2.000 Einzelelementen welche sorgfältig in Kisten verstaut und organisiert sind. So bleibt die Anlage flexibel einsatzfähig.

Zwölf dieser Anlagen besitzt das THW Deutschlandweit insgesamt, jede von Ihnen kann 15 Kubikmeter Trinkwasser pro Stunde herstellen. In gewissen Fällen auch mehr, aber in Situationen wie sie hier gezeigt werden muss chemisch voraufbereitet werden. Das heißt, dass dem Trinkwasser eine Chemikalie zugeführt wird, welche Verunreinigungen an sich binden und kleine Flocken bilden. Diese und die zugeführte Chemie bleiben dann in den verschiedenen Filterstufen der Anlage hängen, "20 Mikrometer in der Vorfiltration und dann 0,1 Mikrometer in den Membranfiltern" weiß Gruppenführer Christian Schröder zu berichten. Später wird dem Reinwassser noch Chlor zugegeben. Streng nach den Vorschriften der Trinkwasserverordnung. Die Wächter darüber sind Daniel Rost (OV Zwickau) und Ramona Ballrod (OV Erfurt), sie kontrollieren das Arbeitsergebnis in nagelneuen Labor des Ortsverbandes. Dieses passt nun für so umfangreiche Lagen mittlerweile nicht mehr in den umfunktionierten NVA Anhänger und muss in ein separates Laborzelt umziehen.  Am Ende entsteht so Trinkwasser welches auch den hohen Anforderungen der deutschen Trinkwasserverordnung entsprechen, der härtesten in der Welt.  Die Trinkwasserexperten könnten es nach einer Freigabe durch das Gesundheitsamt und dem Versorger direkt ins Leitungsnetz einspeisen. Der Verbraucher würde keine Veränderung spüren oder gar schmecken.

 Insgesamt sind in die Übung fünf Ortsverbände eingebunden. Ein Ortsverband stellt Strom, einer Transportkomponenten zur Verfügung. Zudem sind die Gäste aus Lemgo (Nordreinwestfahlen) da. Diese hatte man beim Bundesjugendlager des THW im letzten Jahr näher kennen gelernt. Damals wurden 5.000 Kinder und Jugendliche mit Trinkwasser aus THW eigener Erzeugung versorgt. Nun hält man gemeinsam im Erzgebirge und quasi unter Einsatzbedingungen das Wissen frisch und lernt neue Helfer an. A pro pos: das THW Zwickau sucht auf diesen Wege noch neue Helfer die sich vor allem für den Bereich Trinkwasseraufbereitung im In- und Ausland begeistern können. Interessenten melden sich einfach unter www.thw-zwickau.de oder auf der Facebookseite des Ortsverbandes.

 Am Freitag waren 19 hauptamtliche Trinkwasserexperten des DVGW Bezirksgruppe Gera zu Besuch. Später dann kamen alle Ortsbeauftragten des  THW Geschäftsführerbereichs Chemnitz und besuchten die Übungsstelle.  Auch besuchten Vertreter des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft sowie der Landesdirektion Sachsen die Einsatzstelle.

 Der Abbau beginnt dann pünktlich zum Samstagmorgen. Stunden vergehen bevor  alle Schläuche und 2.000 Einzelteile wieder sauber und trocken sind. Erst am Sonntagmorgen wird das Aggregat endgültig verstummen und Helfer und Material die Heimreise in ihre Ortsverbände antreten. Bis zur (hoffentlich) nächsten Übung!

 So ein Einsatz geht natürlich nicht allein, weshalb wir die Gelegenheit nutzen möchten uns zu bedanken bei:

  • Allen Helfern sowie deren Familie und Arbeitgebern
  • Der Landestalsperrenverwaltung Sachsen vertreten durch Herrn Lautenschläger
  • Dem OV Lemgo für die hervorragende Zusammenarbeit "vor Ort"
  • Dem Ortsverband Annaberg für den vier Tage fehlerfreien "blauen Strom"
  • Dem Ortsverband Chemnitz für die Transportkomponente
  • Der Geschäftsstelle Chemnitz sowie dem Landesverband Sachsen Thüringen für die hauptamtliche Unterstützung um Vorfeld
  • Allen Besuchern der DVGW; Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft; THW; Landesdirektion und BBK  für das gezeigte Interesse und den Besuch "an der Einsatzstelle"

Fakten:

Ca. 40 eingebundene komplett ehrenamtliche Helfer (18-52 Jahre jung)

Übungsdauer Donnerstag 28.5.-Sonntag 31.5.2015

Übungsleitung THW Ortsverband Zwickau

Eingebundene Ortsverbände: 

1.      Zwickau (BG; BEL; TW) mit 30 Personen und Gerät

2.      Darunter

a.       6 LKW

b.      4 Anhänger, darunter ein Notstromaggregat 200 kVA

c.       3 Transportfahrzeuge

3.      Chemnitz (Transportkomponente)

4.      Erfurt (Laborantin)

5.      Annaberg (Netzersatzanlage und Stromverteilungssystem)

6.      Lemgo (3 Fachgäste zur gemeinsamen Ausbildung)

Erzeugte Trinkwassermenge: 100m^3


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